Bremen ist geschlagen! Roxel gewinnt nach Verlängerung erstmals überhaupt bei Eiche Horn und holt Big Points im Abstiegskampf.

Samstagsabend in der Berckstraße des Bremer Stadtteils Horn – im „Schuhkarton“ geht es immer heiß her, für den BSV bisher allerdings verbunden mit schmerzhaften und häufig genug deutlichen Niederlagen. Trotzdem reiste die Mannschaft mit der Gewissheit an, das etwas gehen würde. Beim Heimspiel in der Hinrunde zeigte die Mannschaft aus Münsters Westen seine schlechteste Saisonleistung – Eiche konnte dort mit 8:2 gewinnen. Umso größer war die Motivation, für Wiedergutmachung zu sorgen. Drei Spiele standen vor dieser Partie noch auf dem Plan. Mit drei Punkten Abstand auf den sechsten Rang ist Münster bekanntlich in der Pflicht, in den nächsten Spielen zu siegen.

Angetrieben vom ungebrochenen Willen in der Liga zu bleiben, starteten die Kleeblätter erfolgreich ins Spiel. Nach einer Balleroberung und einem halbhohen Pass in die Mitte konnte Timo Meinhold seine Knipser-Qualitäten unter Beweis stellen und den Ball Volley in die Maschen hauen. Die Antwort der Gastgeber folgte drei Minuten später, als der BSV bei einer Freischlagvariante gepennt hat und Uvis Eglitis im Tor chancenlos war. Mit diesem 1:1 ging es in die erste Pause. Beide Teams lieferten sich bis hierhin ein intensives Spiel, in dem auch die ersten Strafen fällig wurden.

Schütze vom «Kack-Tor» des Monats:
Schlitzohr Lukas Welling

Nach der Unterbrechung konnte Roxel im Anschluss an ein eigenes Powerplay zuschlagen. Wie schon gegen Gettorf machte sich wieder der Spezialist für den spitzen Winkel an die Arbeit. Lukas Welling, der sich hinter der Grundlinie in der Ecke befand, brachte den eigentlich als Pass gedachten Abschluss in den Slot, wo er den Bremer Goalie traf und der Lochball über die Linie rollte. Fünf Minuten später konnte Münster die Führung ausbauen. Jonathan Bestier und Leah Bartz störten das Bremer Aufbauspiel erfolgreich, sodass der Ball zu Elias Rensing kam. Mit einem flachen Abschluss drückte er das Spielgerät über die Linie. Uvis Eglitis, der mal wieder den Kasten für Roxel sauber halten konnte, lief jetzt heiß. Immer wieder konnten beide Mannschaften gefährlich werden. Kai Ehrenfried auf Seiten von Eiche markierte den Anschluss mit einem Schlagschuss-Kracher von der Mittellinie. Noch während die Fans der Gastgeber dieses Traumtor feierten, machte sich Youngster Jonathan Bestier von der Mittellinie auf die Reise, umkurvte seinen Gegenspieler und setzte den Ball aus spitzem Winkel perfekt an den Innenpfosten der langen Ecke. Damit erzielte der 16-Jährige sein erstes Tor in der 2. Bundesliga nicht nur mehr als sehenswert, sondern auch zu einem immens wichtigen Zeitpunkt. Somit nahm der BSV die 4:2-Führung mit in die Kabine.

Das letzte Drittel sollte die ersten beiden aber in puncto Hektik, Chaos und Emotionalität in den Schatten stellen. Los ging es mit einer Strafe des BSV in der zweiten Minute. Bremen konnte das bisher makellose Unterzahlspiel der Kleeblätter überwinden und damit einen Schlussabschnitt einläuten, der es in sich hatte. Nur acht Sekunden nach dem Gegentor folgte die nächste Strafe für Roxel, welche allerdings unbeschadet überstanden wurde. Dann der Pfiff auf der Gegenseite: Philipp Behne hatte einen Schläger an den Kopf bekommen, was die Schiedsrichter als 5-Minuten-Strafe werteten. Damit bot sich natürlich eine Riesenchance, die Führung auszubauen und Zeit von der Uhr zu nehmen. Ersteres sollte zunächst auch passieren – erneut war es Welling, der dieses Mal die erste ansehnliche Aktion in Überzahl per Direktschuss verwerten konnte. 5:3, und die Überzahl ging bekanntlich weiter. Da Bremen zusätzlich noch für zwei weitere Vergehen bestraft wurde, ging Roxel mit zweifacher Überzahl in die Schlussminuten. Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, dieses Spiel zu entscheiden – aber leider nur in der Theorie.

Der TV Eiche Horn kämpfte sich nämlich zurück. Schlechte Entscheidungen und zu wenig Geduld im Abschluss – einmal mehr das Problem in Überzahl. Allen Umständen zum Trotz konnte Bremen in Unterzahl treffen, hatte wieder den gesamten Schuhkarton im Rücken und das Momentum auf seiner Seite. Vier Minuten vor Ende konnten die Gastgeber dann auch den Ausgleich erzielen und standen vor dem Comeback. Mit dem Spiel auf Messers Schneide kam Roxel doch noch zurück. 93 Sekunden vor der Sirene konnte Rensing einen Ball zurückerobern und einen Pass in den Slot bringen, der so abgefälscht wurde, dass er in der langen Ecke landete. Plötzlich war es wieder der BSV, der die drei Punkte vor Augen hatte. Aber damit immer noch nicht genug: Die Führung hielt nur zwölf Sekunden, weil Bremen die perfekte Antwort auf den Rückschlag parat hatte. Mit leerem Tor fiel der Ausgleich zum 6:6, und es ging in die Verlängerung. Ein Punkt war immerhin schon sicher – auch wenn deutlich mehr möglich war.

Machte das Golden Goal: Janek Rottmann

Nachdem Eiche zuvor auf der Gegenseite noch am Pfosten gescheitert war, schlug Roxel ein letztes Mal zu. Ein Weitschuss prallte in den Slot, wo Janek Rottmann den Ball eiskalt mit einer Hand unter die Latte drückte. Von dort ging es im Vollsprint zur Mittellinie, wo sein Siegesschrei von einer rot-weißen Jubeltraube verschluckt wurde.

Mit dem 7:6 n.V. holt sich Münster auswärts zwei extrem wichtige Punkte. Der letzte Platz in der Tabelle ist noch nicht verlassen, aber in Schlagdistanz. Außerdem ist dieser Sieg des Willens auch ein Zeugnis für die Arbeit der letzten Wochen und ein riesiger Push für das Selbstvertrauen. Das Saisonfinale kann kommen.

Stimmen zum Spiel:

Trainer Juris Krastins: „Ich wusste nicht, dass das für die Mannschaft der erste Sieg gegen Bremen war, das sorgt nun natürlich für doppelte Freude! Schade, dass wir mit zwei statt drei Punkten nach Hause gefahren sind. Aber besonders in so einem Moment, in dem wir immer noch in der Aufbauphase der Mannschaft sind, sollten wir uns natürlich über jeden einzelnen Punkt freuen. Man darf nicht vergessen, dass das hier unsere erste volle Saison ist. Natürlich – als Glatzo (Janek Rottmann) das entscheidende Siegtor gemacht hat, habe ich mich erleichtert gefühlt und mich sehr gefreut, weil dieses Spiel ein Nervenspiel war sowohl für mich als auch für die ganze Mannschaft.»

Debüt-Torschütze Jonathan Bestier über sein Tor und den Wechsel zu den Herren: „Es hat ein bisschen gedauert bis ich überhaupt realisiert hatte, dass der Ball im Tor eingeschlagen war. Auf der Bank wurde mir klar, dass ich gerade wirklich getroffen hatte, ich freue mich natürlich über das erste Bundesligator. Wahrscheinlich in der Zukunft noch mehr als jetzt, denn die zwei Punkte sind mir momentan wichtiger. Mit der Saison bin ich bisher sehr zufrieden. Anfangs wollte ich ja gar nicht in der ersten Mannschaft spielen, in der Jugend-Mannschaft konnte ich frei aufspielen und ich musste meine Komfortzone nicht verlassen, aber schon nach den ersten Trainingseinheiten auf Großfeld war ich überzeugt.»

Lukas Welling zu seinem Tor von der Grundlinie: „Innerhalb von zwei Spielen mit zwei Toren in der Auswahl zum Kack-Tor des Monats zu landen, muss man erstmal schaffen. Zurück zum Wesentlichen: Alle, die live dabei waren – sei es in der Halle oder im Stream – werden gesehen haben, dass es alles andere als geplant war. Genau das war vermutlich auch der Überraschungsmoment für den Goalie von Bremen, der damit nicht gerechnet haben wird.»

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