Mit dem Neustart geht ein Wechsel auf dem Trainerposten einher. In den letzten zwei Jahren hat André Kiethe diese Aufgabe erfüllt. Ab der neuen Saison übernimmt Juris Krastins die Verantwortung hinter der Bande. Der Lette hatte im letzten Jahr bereits die 2. Mannschaft trainiert, und wird nun gemeinsam mit der neu formierten 1. Mannschaft in der Regionalliga starten. Kiethe kann sich dadurch wieder voll und ganz auf die Aufgaben auf dem Feld konzentrieren, und wird nicht mehr die schwierige Doppelrolle als Spielertrainer ausführen. Im Interview spricht Krastins unter anderem über seine ersten Eindrücke der neuen Mannschaft, die knüppelharte Vorbereitung im Sommer, und weshalb es ihm auch schwer fallen wird, hinter der Bande zu stehen.
Hallo Juris, du wirst ab der nächsten Saison die Regionalliga-Mannschaft trainieren. Erstmal vorab freuen wir uns riesig, dass du diese Aufgabe übernimmst. Nach der abgelaufenen Saison ist die Mannschaft auf dich zugekommen, da du auf der Suche nach einem neuen Trainer der geeignete Kandidat warst. Wie überraschend kam dieses Angebot für dich?
Dieses Angebot kam allgemein überraschend für mich, aber ich muss schon gestehen, dass ich ein bisschen damit gerechnet habe. Ich hatte auch schon davor zu ein paar Spielern aus der Mannschaft gesagt, dass ich Potential in der Mannschaft sehe und es auch gerne mal trainieren würde.
An der Zusage für die Trainerposition hängt natürlich immer eine Menge dran. Beispielsweise musst du noch für jedes Training mehr Zeit einplanen, da du erst aus Steinfurt nach Münster kommst. War die Zusage eine schwere Entscheidung für dich?
Es war keine schwere Entscheidung, da ich es ja auch selber unbedingt wollte. Natürlich hat man immer die Gedanken von Zeitmangel für die Trainings, Spiele, usw. im Kopf. Deshalb danke ich an dieser Stelle auch meiner Familie für deren Verständnis und Unterstützung, da ich von Anfang an wusste, dass ich, wenn ich dieses Angebot annehme, deutlich weniger Zeit für z.B. meine Familie haben werde. Keiner von uns ist ein professioneller Floorball-Spieler. Wir alle haben Familien, Schule, Arbeit, unsere eigene Freizeit usw. und das alles müssen wir im Hinterkopf behalten. Aber Floorball ist schon seit vielen Jahren mein Hobby und auch tatsächlich meine Leidenschaft, deswegen mache ich es natürlich sehr gerne.
Auf wie viele Jahre Floorball-Erfahrung blickst du bereits zurück?
Ich spiele seit 1999 und trainiere seit drei Jahren. Ich habe damals als Eishockey-Spieler angefangen. Floorball war noch ziemlich unbekannt und wir haben mit Eishockey-Regeln gespielt.
Kommen wir nun zum Trainingsbetrieb. Die Mannschaft ist Ende Mai wieder eingestiegen. Corona-bedingt natürlich nicht in der Halle, sondern auf dem Sportplatz. Bis in den August hat dann das Fitnessprogramm stattgefunden. Was ist dein Eindruck aus der Saisonvorbereitung und den ersten Trainings in der Halle?
Die Saisonvorbereitung verlief wertvoll aber auch angespannt und physisch schwer und dennoch haben wir eine Riesen-Arbeit geleistet. Wir haben in der Hitze geschwitzt und im Regen trainiert aber wir haben alle an einem gemeinsamen Spiel gearbeitet – nämlich schnell, stark und schlau zu werden! Danke an die Mannschaft für die Anstrengung und die tolle Leistung im Sommer und ich hoffe natürlich sehr, dass diese Bemühungen Früchte tragen! Beim Training in der Halle sieht es so aus: Einerseits stimmen der Einsatz, Aufwand und die Leistung, andererseits ist auch eine gewisse Erschöpfung zu sehen – aber das ist auch verständlich. Wir machen trotzdem so weiter und arbeiten uns voran!
Du konntest die Truppe jetzt in den Trainings und auch im ersten Testspiel gegen Bremen beobachten. Welchen Eindruck macht die Mannschaft auf dich?
Wie ich es schon vorhin erwähnt habe, hat das Team in meinen Augen viel Potential. Das Team ist auch motiviert und bereit, an sich noch weiter zu arbeiten. Sie sind im jungen Alter, stark und verbunden! Ich bin auch sehr froh darüber, dass in dieser Übergangsphase Spieler wie z.B. André Kiethe, Uvis Eglitis und Philipp Mertens, die auch schon seit Jahren zusammenspielen, mit deren Erfahrungen und Ratschlägen der Mannschaft noch weiterhelfen können.
Die Vorbereitung ist noch nicht ganz abgeschlossen. Am Mittwoch steht noch ein Testspiel gegen Köln an, bevor es dann am 12.9. mit dem Pokalspiel gegen Berlin in die richtigen Wettbewerbe startet? Was erhoffst du dir von dem Test?
Die Testspiele helfen uns dabei, die momentane Lage zu verstehen, unseren Spielstil sowie auch die neuen Spieler zu analysieren und eine gewisse ‹Chemie› und allgemein die Zusammenarbeit im Team zu sehen und auch noch weiter daran zu arbeiten. Es ist wirklich gut, dass wir in dieser nicht so leichten Zeit die Möglichkeit haben, trotzdem diese Spiele zu spielen.
Nun haben wir ja in diesem Jahr einige neue Spieler dazubekommen und werden mit einem stark veränderten Team auflaufen. Wie siehst du die Chancen der Neuzugänge, sich in der Mannschaft festzuspielen? Einige kennst du ja schon aus der Verbandsliga.
Die neuen Spieler trainiere ich nach einem Prinzip: Hast du es dir verdient, viel gearbeitet und ist eine Verbesserung zu erkennen, wirst du immer die Möglichkeit haben zu spielen und dich zu beweisen. Momentan haben wir im Team meiner Meinung nach keinen Spieler, der so professionell ist, dass er das ganze Spiel alleine gewinnen könnte. Die neuen Spieler haben also eine sehr hohe Chance physisch sowie auch technisch zu wachsen und haben somit auch Potential, ein Leader im Team zu werden.
Deine letzte Saison in Münster war 2017/18. Wie ist es für dich, das Spielgeschehen nur von außen beobachten zu können, ohne selbst zu spielen?
Ich wollte schon immer spielen und will es auch immer noch. Ich will mit der Mannschaft zusammen kämpfen, aber ich verstehe auch, dass es schwer ist gleichzeitig zu spielen und zu trainieren. Hinter der Bande bin ich emotionaler als auf dem Feld. Ich hätte niemals gedacht, dass die Emotionen als Trainer noch höher sind, als als Spieler und teilweise ist es schwer diese zurückzuhalten. Als Trainer ist es möglich die ganze Mannschaft von der Seite zu sehen und zu analysieren. Es ist leichter die Stärken und Schwächen als ‹Außenstehender› wahrzunehmen, und somit ist es auch leichter nachher im Training darauf zu achten und daran zu arbeiten.
Du hast ja mit einigen Spielern, z.B. André Kiethe, Lukas Welling und Till Möllmann selbst noch in Münster zusammengespielt. Ist es komisch, diese jetzt zu trainieren, oder siehst du es sogar als Vorteil?
Den Fakt, dass ich mit einigen schon mal selber zusammengespielt habe, sehe ich nur als ein riesiges Plus. Wir haben zusammen bittere Niederlagen aber auch starke Siege erlebt. Ich weiß, was ich von diesen Spielern erfordern und erwarten kann. Aber es wird nie so sein, dass die Zeit, die wir zusammen als Spieler erlebt haben ein gewisser Bonus beim Training oder bei Spielen für diejenigen Spieler sein wird – eher andersherum, von denjenigen wird noch mehr erwartet, da ich weiß was sie eigentlich zu bieten haben.
Zu guter Letzt kommen wir zum Ausblick auf die Saison in der Regionalliga. Was sind die Ziele für diese Saison, einmal für die Mannschaft und für dich als Trainer?
Ein Ziel muss man immer und überall haben, sei es im Sport, in der Familie oder in der Schule. Ich hoffe, dass die Mannschaft es genauso sieht wie ich, nämlich dass es momentan unser Ziel ist, hart zu trainieren, taktisch schlauer zu werden und physisch schneller und stärker zu werden. Wir wollen auch in jedem Spiel für den Sieg kämpfen und hoffen natürlich auf eine verletzungsfreie Spielzeit. Es geht darum, zusammenzuhalten und für jeden Quadratzentimeter des Spielfeldes zu kämpfen! Wir müssen eindeutig zurück in die 2. Bundesliga kommen, auch wenn es keine leichte Aufgabe wird, bin ich davon überzeugt, dass wir es schaffen! Für mich als Trainer habe ich das Ziel, dass die Trainings immer gut besucht werden, dass wir alle Kämpfer sind und auch natürlich, dass ich der Mannschaft dabei helfen kann diese Ziele zu erreichen.
Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns, mit dir in die neue Saison zu gehen!
Ich hoffe sehr, dass diese Saison mit brillanten Siegen gefüllt sein wird und wir als Mannschaft wachsen und uns entwickeln werden, denn in der Mannschaft liegt die Kraft! Ich wünsche uns allen eine erfolgreiche Saison. Danke für die Fragen und die Möglichkeit diese zu beantworten und danke auch für die Möglichkeit diese großartige Mannschaft trainieren zu dürfen!
Interview: Elias Rensing